Dienstag, 8. Januar 2008

Der Sögel-Wohlde-Kreis (etwa 1600-1500 v. Chr.)

Die »Prinzessin von Fallingbostel«

Bronzezeitbuch

Rohfassung eines Textes für das Buch "Deutschland in der Bronzezeit" (1996) von Ernst Probst in alter deutscher Rechtschreibung

Die frühe Bronzezeit wird in Niedersachsen in zwei Abschnitte eingeteilt. Dort existierte während des frühen Abschnitts noch die jungsteinzeitliche Einzelgrab-Kultur, die sich in Nordwestdeutschland neben der Aunjetitzer Kultur behauptete. Als Grab der Einzelgrab-Kultur mit starken Verbindungen zur Aunjetitzer Kultur Böhmens gilt die Schädelbestattung von Metzendorf-Woxdorf (Kreis Harburg). Zu dieser Zeit sind zahlreiche bronzene Randleistenbeile nach Niedersachsen gelangt, deren Fundorte an der Weser eine deutliche Westgrenze bilden.
Im Schlußabschnitt der frühen Bonzezeit entstand in Nordwestdeutschland der Sögel-Wohlde-Kreis, der etwa von 1600 bis 1500 v. Chr. nachweisbar ist. Er wurde nach den
niedersächsischen Fundorten Sögel (Kreis Emsland) und Dohnsen-Wohlde (Kreis Celle) benannt. Dabei handelte es sich nicht um eine Kultur, sondern um einen Grabsittenkreis, für den bestimmte Waffenbeigaben in Männergräbern typisch sind.
Der Sögel-Wohlde-Kreis war im östlichen Nordrhein-Westfalen, in Niedersachsen und im südlichen Schleswig-Holstein verbreitet. Im Westen reichte er bis ins nördliche Holland. Seine Ostgrenze wurde durch die Kreise Celle, Soltau-Fallingbostel und Harburg markiert.
Im östlicher gelegenen Ilmenautal (Kreise Lüneburg und Uelzen) sowie im hannoverschen Wendland (Kreis Lüchow-Dannenberg) und in der Altmark folgte parallel zum Sögel-Wohlde-Kreis eine späteste Einzelgrab-Kultur mit letzten Einflüssen der Aunjetitzer Kultur, die durch bestimmte Randleistenbeile gekennzeichnet ist. Diese Beile sind über das Ilmenautal hinaus nicht weiter nach Westen gelangt. Am besten wird jene Zeitphase östlich des Sögel-Wohlde-Kreises durch einige Tongefäße vom Urnenfriedhof Hamburg-Sande dokumentiert.
Der Begriff »Sögel-Wohlde-Kreis« wurde 1971 von dem damals in Lüneburg tätigen Prähistoriker Friedrich Laux in die Fachliteratur eingeführt. Zuvor hatten bereits 1927 der damals in Hannover arbeitende Prähistoriker Ernst Sprockhoff (1892–1967) von der »Sögeler Stufe« sowie der 1958 in Hamburg wirkende Prähistoriker Rolf Hachmann vom »Sögeler Kreis« und vom »Wohlder Kreis« gesprochen. Zeitlich entspricht der Sögel-Wohlde-Kreis weitgehend der Periode I und dem Beginn der Periode II der nordischen Bronzezeit sowie dem älteren Teil der süddeutschen mittelbronzezeitlichen Hügelgräber-Bronzezeit.
Die Menschen der frühen Bronzezeit in Norddeutschland hatten Schädel von großer Höhe mit breiter Stirn sowie relativ kleinem beziehungsweise schmalem und niedrigem Gesicht. Doch in der Folgezeit wurden ihre Kopfumrisse immer kleiner und runder und die Gesichter breiter. Fünf Moorleichen aus dem Tannenhausener Moor (Kreis Aurich) in Niedersachsen könnten vielleicht aus dieser Zeit stammen.
Wollfäden aus einem Frauengrab bei Fallingbostel (Kreis Soltau-Fallingbostel) in Niedersachsen belegen Kleidung aus Schafwolle. Diese Frau war so reich geschmückt, daß sie phantasievoll als »Prinzessin von Fallingbostel« bezeichnet wurde. Zu ihrer Garderobe gehörte ein Schultertuch, das mit einer bronzenen Radnadel festgesteckt war. Außerdem fand man bei ihr einen Tätowierstift. Viele Frauen trugen Kappen als Kopfbedeckung.
Von den Siedlungen wurden bisher keine Spuren gefunden. Sie dürften unweit der Gräber gelegen haben. Die Sögel-Wohlde-Leute waren Ackerbauern und Viehzüchter. Wie schon in der Jungsteinzeit wurde weiterhin mit Feuersteinsicheln geerntet. Zu ihren Haustieren gehörte das Schaf, worauf die erwähnten Wollfäden von Fallingbostel hinweisen.
Die in Grabgruben liegenden Scherben von größeren Tongefäßen sind – nach Meinung von Prähistorikern – wohl nur zufällig dort hineingeraten. Daneben fertigte man auch Holzgefäße an, wie der Fund eines verkohlten Holzbechers von Baven bei Hermannsburg (Kreis Celle) in Niedersachsen zeigt.
Typisch für die Männergräber des Sögel-Wohlde-Kreises sind bronzene Kurzschwerter und Randleistenbeile, seltener Dolche. Außerdem fand man darin Feuerschlagsteine und Pfeilspitzen aus Feuerstein.
Die Feuerschlagsteine gehörten zu einer Garnitur, die neben dem stabförmigen Feuerstein und einer Pyritknolle zum Funkenschlagen einen leicht entflammbaren Zunderschwamm enthielt, der nicht erhalten blieb. Jeweils zwei Feuerschlagsteine und ein Wetzstein haben in zwei Gräbern von Sögel gelegen. Die Wetzsteine dienten zum Schärfen der metallenen Schwert- und Beilklingen sowie der Lanzenspitzen. Pyritknollen fanden sich in einem Grab bei Langendamm (Kreis Nienburg).
Pfeil und Bogen scheinen eine beliebte Waffe gewesen zu sein. Allein in einem Grab von Barglay (Stadt Wildeshausen, niedersächsischer Kreis Oldenburg) kamen neun zumeist herzförmige Pfeilspitzen aus grauem, braunem, weißem und rotem Feuerstein von 2,4 bis 4,6 Zentimeter Länge zum Vorschein. Darunter ist die rote Pfeilspitze besonders interessant, weil roter Feuerstein nur auf der Nordseeinsel Helgoland vorkommt und von dort her über das Meer transportiert wurde. Der Mann von Barglay besaß neben einem Kurzschwert einen Köcher voller Pfeile, von denen allerdings nur die Spitzen erhalten blieben.
Auch in vielen anderen Gräbern des Sögel-Wohlde-Kreises lag eine größere Zahl herzförmiger Pfeilspitzen. So kennt man aus einem Grab von Baven (Kreis Celle) insgesamt l7, in Dohnsen/Wohlde-Roxhüllen (Kreis Celle) 13, in Bockel (Kreis Soltau-Fallingbostel) sechs, in Buchholz (Kreis Harburg) sechs und in Cammerbusch (Kreis Stade) fünf Pfeilspitzen.
In einem Grab mit Baumsarg bei Luttum (Kreis Verden) stieß man auf mindestens vier daumenbreite schwarze Verfärbungen von knapp 35 Zentimeter Länge, die auf Feuerstein-Pfeilspitzen zuliefen. Es könnten die ehemaligen Pfeilschäfte oder Reste des Pfeilköchers gewesen sein. An zwei der Pfeilspitzen hafteten noch zentimetergroße Rindenstücke der einst berindeten Pfeilschäfte, die wohl nicht dicker als sieben Millimeter waren.
Die Feuerschlagsteine, Pfeilspitzen und Feuersteindolche des Sögel-Wohlde-Kreises beweisen, daß weiterhin das Zurechtschlagen von Steinwerkzeugen und -waffen praktiziert wurde. Wahre Meisterstücke der Steinschlagkunst sind die formvollendeten Feuersteindolche, die in älterer Fachliteratur zuweilen irrtümlich für Lanzenspitzen gehalten wurden.
Die beiden Kurzschwerter, nach denen der Typ Sögel erstmals beschrieben wurde, waren bereits 1898 beim Bau eines neuen Weges von Spahn nach Werpeloh entdeckt worden. Sie gelangten nach Sögel in das Haus des Rechtsanwalts und Notars Friedrich Schlicht, dessen Tochter Elisabeth Schlicht (1914-1989) durch die Sammlung des Vaters dazu angeregt wurde, Archäologie zu studieren. 1927 wurden die in Sögel aufbewahrten Kurzschwerter mit dieser Fundortangabe von Ernst Sprockhoff, der damals im Hause Schlicht in Sögel verkehrte, publiziert. Seit dem Zweiten Weltkrieg sind diese Funde verschollen.
Kennzeichen des Kurzschwerts vom Typ Sögel sind die runde Heftplatte sowie die typische Sögeler Verzierung mit Liniengruppen, Punktlinien und Bogengirlanden. Seine Vorbilder findet man in Ostungarn und Rumänien. Das Sögeler Schwert gilt als Stichwaffe.
Im Gegensatz zum Sögeler Schwert war das wohl etwas später aufkommende Kurzschwert vom Typ Wohlde mit einer trapezförmigen Heftplatte versehen. Dieser Schwerttyp wurde 1937 erstmals durch den Landwirt und Prähistoriker Hans Piesker (1894-1977) aus Hermannsburg beschrieben. Die Kurzschwerter des Typs Wohlde werden von ungarischen Kurzschwertern mit trapezförmiger Griffplatte abgeleitet.
Es gab aber auch Schwerter, die sowohl Merkmale des Typs Sögel als des Typs Wohlde vereinigen. So hat ein Kurzschwert aus Toppenstedt (Kreis Harburg) die trapezförmige Heftplatte des Typs Wohlde und eine Verzierung, die mit dem des Typs Sögel identisch ist. In einem Grabhügel von Baven bei Hermannsburg kamen ein Dolch mit abgerundeter Heftplatte, aber mit Pflock- statt Hutnieten, und ein Wohlder Kurzschwert zusammen vor.
Die bronzenen Dolche lassen sich ebenfalls in zwei Typen unterscheiden. Für den Typ Sögel war – wie bei den Schwertern – eine runde Heftplatte charakteristisch. Manchmal verstärkte man diese Dolche mit einer Mittelrippe und verzierte sie mit einem Liniendreieck auf der Klinge. Der Typ Wohlde trug auf dem trapezförmigen Heft vier trapezartig angeordnete Nieten zur Befestigung des Griffes. Die in Frauengräbern geborgenen Dolche waren allesamt klein und unansehnlich.
Bei Tauschgeschäften wechselten roter Feuerstein von der Nordseeinsel Helgoland, Bernstein von der Ostseeküste, bronzene Waffen aus Süddeutschland und Südosteuropa den Besitzer. Diese Waren wurden sicherlich nicht nur zu Fuß, sondern auch mit Wasserfahrzeugen oder auf Wagen transportiert.
Als Importe aus Ungarn und Rumänien gelten Sögel- und Wohlde-Schwerter, Randleistenbeile vom Typ Helmste sowie Nadeln mit Kegelkopf und seitlich verdicktem, durchlochtem Hals. Diese Objekte gelangten auf zwei Wegen nach Mitteleuropa: einmal die Elbe abwärts nach Niedersachsen (Totenhütte von Baven, »Prinzessin von Fallingbostel«), zum anderen die Donau aufwärts nach Bayern (Lochham) und von dort durch die Oberpfalz, Südthüringen ins östliche Hessen.
Um 2010 v. Chr. – also schon vor der Zeit des Sögel-Wohlde-Kreises – wurde der etwa 180 Meter lange und drei Meter breite Bohlenweg bei Ockenhausen/Oltmannsfehn (Kreis Leer) in Niedersachsen erbaut, der einen Moorstreifen von Norden nach Süden überquerte. Die runden Querhölzer, welche die auffällig ebene Fahrbahn bildeten, stammten von Erlen- und Birkenstämmen. Sie lagen auf paarweise verlegten Längshölzern. An den Enden der Querhölzer sind deutliche Hiebe von schartenfreien – vielleicht neuen – Metalläxten zu erkennen. Die dabei entstandenen Schnittflächen verlaufen quer zur Holzfaser.
Irgendwann zwischen 1750 und 1550 v. Chr. – sind vier hölzerne Scheibenräder eines Wagens aus der Gegend bei Glum9 (Kreis Oldenburg) in Niedersachsen in Gebrauch gewesen. Die Räder kamen beim Torfabbau am Ostrand des Vehnemoores zum Vorschein. Möglicherweise wurden die ausgetrockneten Räder ins Moor gelegt, damit sie dort aufquellen sollten. Auf diese Weise hätten sich die durch Austrocknung lose gewordenen Buchsen wieder im Rad festgesetzt und sich auch Risse geschlossen.
Der Durchmesser der Räder bei Glum beträgt 68 bis 74 Zentimeter, die Lauffläche ist vier bis fünf Zentimeter breit. Die einteilige Radscheibe besteht aus Erlenholz, die darin eingesetzte Buchse, welche den Lauf stabilisierte, dagegen aus Birkenholz. Bei längerer Benutzung konnte man zunächst die Buchse auswechseln und die Radscheibe weiter verwenden.
Dicke Erlenstämme von 70 Zentimeter Durchmesser und mehr, wie sie für die großen Scheibenräder bei Glum benötigt wurden, waren damals selten. Hinzu kam, daß die Stämme von solchen mächtigen alten Erlen häufig im Kern faul sind. Nach den Abnutzungs- und Schliffspuren zu schließen, stammen die vier Scheibenräder von einem Wagen und nicht von zwei Karren.
Wie reich damals manche Frauen geschmückt waren, verraten die ungewöhnlich vielen Schmuckstücke der erwähnten »Prinzessin von Fallingbostel«. Nach heutiger Erkenntnis handelt es sich dabei um eine Frau in niederösterreichisch-westungarischer Tracht, die in die Lüneburger Heide eingeheiratet hat. Ihr Grab gilt bisher als die einzige mit bronzenem Schmuck versehene, sichere Bestattung einer Frau des Sögel-Wohlde-Kreises.
Als Kopfbedeckung trug die »Prinzessin« eine Flügelhaube, auf die Dutzende von kegelförmigen Hütchen mit zwei seitlichen Löchern und zudem Röhrchen aus Bronzeblech genäht waren. Um den Hals hingen acht dünnstabige Ringe aus Bronze mit eingerollten Ösenenden und eine Kette mit zwölf Bernsteinperlen, zwischen die man sieben durchbrochene umgekehrt-herzförmige Anhänger aus Bronze eingereiht hatte.
Herzförmige Anhänger sind in Niedersachsen einmalig. Ähnliche Schmuckstücke kennt man aus Gräbern der Hügelgräber-Kultur in Süddeutschland, früh- und mittelbronzezeitlichen Gräbern von Asparn an der Zaya (Niederösterreich), Kisapostag und Rákóczifalva (Westungarn) sowie auf den Gußformen von Soltvadket (Westungarn). Zwei umgekehrt-herzförmige Anhänger sind auch in Fahrenkrug (Kreis Segeberg) in Schleswig-Holstein entdeckt worden.
Auf der Brust der vornehmen Frau aus Fallingbostel prangte eine sechsspeichige bronzene Radnadel, mit der ein Schultertuch festgesteckt wurde. An jedem Unterarm funkelte eine bronzene Spirale mit je sieben Windungen, an drei Fingern steckten Spiralen aus Bronzedraht. Von letzteren hatten zwei sechs Windungen, während eine zweifach gewunden war. Des weiteren lag ein bronzener Stift im Grab, mit dem diese Schönheit vielleicht am Körper oder an den Armen tätowiert worden war.
Außer Schmuckstücken aus Bronze gab es aber auch solche aus anderen Materialien. So wurden manche Anhänger für Halsketten aus Sandstein, Kiesel, Hornblendeschiefer und Bernstein geschaffen. Ein in Sulingen-Vorwohlde (Kreis Diepholz) in Niedersachsen bestatteter Mann trug einen schmalen Fingerring aus Eisen, es ist der älteste Eisengegenstand Norddeutschlands. Vielleicht gelangte dieses Metall – das damals seltener und wertvoller als Gold war – aus dem ägäischen Raum in den Norden.
Unter den wenigen Goldschmuckstücken ragt vor allem der mondsichelförmige Halskragen (Lunula genannt) von Pattensen-Schulenburg (Kreis Hannover) heraus. Sein Durchmesser beträgt 17,5 Zentimeter. Unter dem Rand sind jeweils zwei parallele Linien als Verzierung angebracht. Es ist die einzige Goldlunula in Niedersachsen, während man von zwei anderen niedersächsischen Fundorten drei solcher Halskragen aus Bronze kennt. Als Hauptverbreitungsgebiet derartiger Schmuckstücke gilt Irland, das über reiche Goldvorkommen verfügte.
Die Toten im Verbreitungsgebiet des Sögel-Wohlde-Kreises wurden unverbrannt sowie gelegentlich mit Tongefäßen, Toilettegeräten (Tätowierstifte), Waffen und Schmuck versehen bestattet. Die reichen Beigaben deuten auf einen gewissen Wohlstand der Verstorbenen hin. Über den Gräbern schüttete man mitunter bis zu anderthalb Meter hohe Hügel auf.
Während der Sögel-Wohlde-Zeit ist die Totenhütte von Baven (Kreis Celle) errichtet worden. Sie wurde unter einem etwa 1,50 Meter hohen Grabhügel mit einem Durchmesser von etwa 20 Metern entdeckt. Die Reste der etwa 6,50 Meter langen und 4,50 Meter breiten Totenhütte lagen im Nordwesten des Grabhügels unter einer starken Brandschicht. Ein größerer Raum in der Hütte wurde durch eine Flechtwand abgetrennt.
In der Totenhütte von Baven ist ein Mann beigesetzt worden, der üppig ausgestattet war. Neben einem Kurzschwert vom Typ Wohlde und einen Dolch vom Typ Sögel mit Pflocknieten wurden ihm ein Feuersteindolch, zwei Schlagsteine, 17 herzförmige Pfeilspitzen aus Feuerstein, eine Bronzenadel sowie ein Holzbecher mit ins Grab gelegt. Man bedeckte den Leichnam dieses Kriegers mit einer starken Lehmschicht und brannte dann die Hütte nieder. Was damit bezweckt werden sollte, ist unbekannt.
Auf makabre Opferbräuche zur Zeit des Sögel-Wohlde-Kreises könnten fünf zwischen 186l und 1866 im Tannenhausener Moor (Kreis Aurich) entdeckte Leichen hinweisen, wenn sie tatsächlich aus dieser Kulturstufe stammen. Die 186l gefundene Moorleiche war eine Frau und stammte – wie der nach Hamburg verkaufte Schmuck beweisen soll – aus der Frühbronzezeit. Auf dem Kopf der Frau soll an den Seiten und hinten das Haar noch vorhanden gewesen sein, doch vorn hatte man – wie angeblich ein Amtsarzt herausfand – die Kopfhaut mit Haar durch scharfe Schnitte abgetrennt.
Ähnliche Verletzungen der Kopfhaut wurden angeblich auch bei den vier übrigen Moorleichen festgestellt. Doch dieser merkwürdige Fund, den der Moorarchäologe Alfred Dieck (1906–1989) aus Hannover 1978 publizierte, ist nicht überprüfbar. Die Funde aus dem Tannenhausener Moor sollen den Brauch des Skalpierens widerspiegeln. Dieser wurde offenbar schon in der späten Altsteinzeit vor mehr als 10 000 Jahren praktiziert, wie ein Fund aus der Burghöhle in Dietfurt (Kreis Sigmaringen) in Baden-Württemberg beweist.
Die Ablösung des Sögel-Wohlde-Kreises erfolgte durch das unvermittelte Auftauchen westfranzösischer/britischer Absatzbeile und Rapierschwerter. Ihre Übernahme in den heimischen Formenschatz markiert den Beginn der älteren Bronzezeit in Niedersachsen.

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