Mittwoch, 9. Januar 2008

Die Oldenburg-emsländische Gruppe (etwa 1500-1200 v. Chr.)

Pfostenavenuen und »Sonnensteine«

Bronzezeitbuch

Rohfassung eines Textes für das Buch "Deutschland in der Bronzezeit" (1996) von Ernst Probst in alter deutscher Rechtschreibung

Aus einem nicht bekannten Grund haben die Menschen im westlichen Teil von Niedersachsen in der älteren Bronzezeit von etwa 1500 bis 1200 v. Chr. ihren Verstorbenen fast keine Beigaben mit ins Grab gelegt. Durch diese Eigenart unterscheidet sich die in den Kreisen Oldenburg, Cloppenburg, Diepholz und Emsland verbreitete Oldenburg-emsländische Gruppe von den übrigen Kulturstufen jener Zeit in Niedersachsen. Der Begriff »Oldenburg-emsländische Gruppe« geht auf den Hamburger Prähistoriker Friedrich Laux zurück. Er hat 1987 in Bad Stuer bei einer Tagung und 1990 in dem Sammelband hierüber diesen Namen geprägt.
Anhand zweier Grabfunde aus Kirchhatten (Kreis Oldenburg) weiß man, daß die Menschen jener Zeit Kleidungsstücke trugen, die aus Schafwolle und Hirschhaaren gewebt waren. In einem der dortigen Gräber konnte auf der Außenseite eines bronzenen Armreifs ein Wollgeweberest geborgen werden, der entweder von der Decke, unter der die Leiche lag, oder von einem Mantel stammt. In einem anderen Grab fand man an fünf Stellen der Bestattung ein Wollgewebe mit ein Millimeter dicken Fäden und verrotteten Flachs.
Auf Ackerbau während der älteren Bronzezeit wies früher eindeutig der Hakenpflug von Walle (Kreis Aurich) hin, der nur wenig außerhalb des Verbreitungsgebietes der Oldenburg-emsländischen Gruppe zum Vorschein kam. Sein Alter wurde durch Pollenanalysen am Fundort ermittelt. Heute schwankt die Datierung jenes Pfluges zwischen der Jungsteinzeit und der Bronzezeit. Das insgesamt drei Meter lange Ackerbaugerät aus Eichenholz mit etwa 60 Zentimeter langer Schar hat man beim Torfstechen in etwa anderthalb Meter Tiefe zutage gefördert. Ein anderer Pflug aus Eichenholz von Duisburg-Rheinhausen in Nordrhein-Westfalen stammt aus der Jungsteinzeit um 2300 v. Chr.
Da den Toten keine Fleischbeigaben ins Grab gelegt wurden und die Siedlungen schlecht erforscht sind, weiß man wenig über die Haustiere der Oldenburg-emsländischen Gruppe. Die erwähnten Gewebereste aus Kirchhatten belegen indirekt die Haltung von Schafen. In einem Hügelgrab mit Baumsargbestattung von Harmhausen (Kreis Diepholz) barg man Hundeknochen. Die Hirschhaarreste von Kirchhatten deuten auf gelegentliche Jagd hin.
Die Tongefäße der Oldenburg-emsländischen Gruppe werden wegen ihrer groben Machart als »Kümmerkeramik« bezeichnet. Neben aus Ton modellierten und im Töpferofen gebrannten Keramikgefäßen wurden zuweilen Holzgefäße geschnitzt. Das beweisen ein Eichenholzgefäß aus einem Grab von Sulingen-Vorwohlde (Kreis Diepholz) und Lindenholzreste, aus einem Grab von Kirchhatten (Kreis Oldenburg), die wohl von einem Gefäß stammen,
Da in Nordwestdeutschland in der älteren Bronzezeit keine Erzvorkommen erschlossen waren, mußten die Menschen in diesem Gebiet jegliches Metall importieren. Es hat den Anschein, als ob die Ackerbauern und Viehzüchter der Oldenburg-emsländischen Gruppe nicht besonders reich waren und deshalb kein Rohmaterial in großen Mengen für die Herstellung von Bronzeerzeugnissen eintauschen konnten.
Spärliche Waffenfunde in Gräbern verraten, daß die Krieger der Oldenburg-emsländischen Gruppe über Pfeil und Bogen sowie über bronzene Absatzbeile und Schwerter verfügten. Der Besitz von Pfeil und Bogen als Fernwaffe ist durch Pfeilspitzen aus Feuerstein belegt. In Cloppenburg-Ambühren wurden ein rapierartiges Langschwert mit vier Nieten zur Befestigung des Griffes und ein schmales Absatzbeil geborgen.
Auf Waffenimport von weit her deutet der Fund eines 20,3 Zentimeter langen und 975 Gramm schweren Absatzbeiles mit zwei seitlichen Ösen von Wildeshausen (Kreis Oldenburg) hin. Denn einen solchen Beiltyp kennt man vor allem aus Nordwestspanien und Portugal, daneben aber auch aus Westfrankreich und der Bretagne, von wo aus er nach Südwestengland und Irland gelangte.
Das Beil von Wildeshausen soll nach Ansicht von Prähistorikern iberischer Herkunft sein, weil bei den dortigen Funden das Verhältnis von Schäftungs- zu Schneidenteil meistens etwa ein Drittel zu zwei Drittel beträgt.
Keiner der bekannten älterbronzezeitlichen Gruppen in Niedersachsen läßt sich der verzierte Goldbecher von Gölenkamp (Kreis Grafschaft Bentheim) zuordnen. Das Gefäß kam beim Sandgraben auf dem Spöllberg innerhalb eines Grabhügelfeldes zum Vorschein. Dort war der Goldbecher wie ein Deckel über ein Tongefäß gestülpt, das gelben Sand enthielt.
Der Goldbecher wiegt 255 Gramm, ist 11,5 Zentimeter hoch, hat am Boden einen Durchmesser von 5,5 Zentimetern und an der Mündung von 15 Zentimetern. Seine Außenseite ist im unteren Drittel glatt. Darüber verlaufen drei breite Ringwülste mit Zonen von großen Buckeln, denen sich vier schmälere Wülste sowie eine glatte Fläche bis zum Rand anschließen. Der Boden des Goldbechers ist mit sechs konzentrischen Kreisen verschönert, die vermutlich die Sonne symbolisieren sollten.
Der Originalfund von Gölenkamp befindet sich in Privatbesitz. Nachbildungen davon werden im Niedersächsischen Landesmuseum, Hannover, und im Kulturgeschichtlichen Museum, Osnabrück, aufbewahrt. Welchem Zweck dieses prächtige Goldgefäß diente, läßt sich nicht sagen.
Auffällig viel Goldschmuck wurde beim Pflügen in Lorup (Kreis Emsland) entdeckt. Allein zu einer 41 Zentimeter langen Halskette von dort gehören zwölf goldene Spiralröllchen von einem Zentimeter Durchmesser, deren Enden jeweils zu Spiralplatten aufgerollt sind. Außerdem stieß man in Lorup auf zwei offene, ovale Armringe aus starkem Golddraht, Spiralröllchen aus Gold ohne Endaufwicklung, einen goldenen Fingerring und eine Bernsteinperle. Einzelne Goldschmuckstücke lagen außerdem in Gräbern von Sulingen-Vorwohlde und Wesenstedt-Harmhausen (beide im Kreis Diepholz).
In einem Frauengrab von Sulingen-Vorwohlde kam eine Halskette zum Vorschein, auf der abwechselnd bronzene Spiraldrahtröllchen und Bernsteinperlen unterschiedlicher Größe und Form als Anhänger aufgereiht waren. Im selben Grab machte man zudem einen Kopfschmuck aus Bronzeröllchen und -hütchen ausfindig, der vermutlich auf Schnüren oder Bändern aus Leder oder Filz befestigt war.
Zu den während der älteren Bronzezeit in Nordwestdeutschland errichteten Wegen zählt der etwa 650 Meter lange Bohlenweg zwischen Büppel und Jethausen südlich von Varel (Kreis Wesermarsch). Er führte über ein 650 Meter breites Moor und diente als Zufahrt zu einer Bootsanlegestelle am damaligen Westufer der Jade. Die für den Bau des Weges verwendeten Hölzer stammen von Bäumen, die – nach der Jahrringdatierung zu schließen – um 1357/58 v. Chr. gefällt wurden.
Der Weg unweit von Varel war so konstruiert, daß die unterste Lage Längshölzer durch senkrechte Pfähle fixiert wurde. Auf ihnen ruhten etwa 2,50 bis 2,80 Meter lange, 20 bis 45 Zentimeter breite und fünf bis acht Zentimeter dicke gespaltene Eichenbohlen, die durch Einkerbungen der Unterseite in die gewünschte Höhe gebracht wurden. Die Fahrbahn dieses Bohlenweges war eben wie ein Tennenboden. Dadurch liefen die Fahrzeuge leichter. Gleichzeitig wurden die Räder, Achsen und die Wagenladungen geschont.
Von einem Wagen der ausklingenden älteren Bronzezeit könnten die Speichenradreste aus dem Barnstorfer Moor im Kreis Diepholz stammen. Dieser Fund läßt sich trotz moderner Altersdatierungen keiner bestimmten bronzezeitlilichen Kultur zuweisen.
Auf manchen Geestrücken zwischen der Ems und der Hunte wurden die Toten in Baumsärgen bestattet, über denen man Hügel errichtete. Dies war aber nicht generell üblich, wie andere Beisetzungen in Grabschächten am Fuß von fundleeren Rund- und Langhügeln zeigen. Solche Rund- und Langhügel kennt man von Groß-Stavern (Kreis Emsland).
Zu den spärlichen Grabbeigaben für die Toten gehörten Tongefäße sowie gelegentlich bronzene Absatzbeile, Nadeln und Pfeilspitzen aus Feuerstein. Sie sollten den Verstorbenen vielleicht im Jenseits nützlich sein. Eine Bestattung mit abgetrenntem Schädel in Schoßlage von Sulingen-Vorwohlde (Kreis Diepholz) könnte sich möglicherweise damit erklären lassen, daß man so die Rückkehr eines zu Lebzeiten gefürchteten Menschen verhindern wollte.
Als Gräberfeld aus dieser Zeit gilt der mindestens zwölf Hügel umfassende Friedhof von Kirchhatten (Kreis Oldenburg). Die genaue Zahl der Grabhügel von dort ist wegen früherer Zerstörungen nicht mehr feststellbar. In Kirchhatten wurden die Toten meistens in Baumsärgen beigesetzt. Die erste Bestattung (Zentralbestattung) im Hügel hat man häufig mit einem Steinkranz umgeben. Unter jedem der aus Heideplaggen errichteten Hügel wurden zahlreiche Feuerstellen registriert, die von Kultfeuern stammen dürften. Die Hügel I und V von Kirchhatten sind mit einem Kreis- beziehungsweise Ovalgraben umgeben.
In anderen Gegenden Nordwestdeutschlands wurden während der älteren Bronzezeit von Pfosten gesäumte Zugänge zu Gräbern (sogenannte Pfostenavenuen) errichtet. Zu dieser Feststellung gelangte man zunächst in Wiesens (Kreis Aurich) sowie später in Achmer (Kreis Osnabrück) und Westerholt (Kreis Wittmund). Aus Achmer kennt man eine Avenue mit einer Pfostendoppelreihe, aus Westerholt eine mit zwei Pfostendoppelreihen und aus Wiesens eine mit vier Pfostendoppelreihen.
In Achmer (Stadt Bramsche) führt eine 23 Meter lange Pfostendoppelreihe mit mindestens 18 Pfostenpaaren aus Kiefernholz zu einer runden Grabanlage mit drei Baumsärgen. Die Avenue ist durch eine zehn Meter große Lücke von der Grabanlage getrennt. Vielleicht diente diese Lücke als heiliger Bezirk.
Die zwei Pfostendoppelreihen von Westerholt sind zwölf und 17 Meter lang, teilweise mehr als zehn Meter voneinander entfernt und enden etwa zehn Meter vor einem Hügel mit zwei Gräbern, der von einem runden Pfostenkranz umgeben wird. Auch dort gab es also eine Lücke zwischen der Grabanlage und der Avenue.
In Wiesens bildeten die 25 Meter lange und neun Meter breite Grabanlage, eine zehn Meter große Lücke und die maximal 65 Meter lange Pfostenavenue die größte bronzezeitliche Grabstätte Nordwestdeutschlands. Dort war die Grabanlage mit Doppelbaumsarg von einem Pfostenoval umgeben, auf das von Osten her vier Pfostendoppelreihen mit jeweils einem Meter Breite zuliefen. Die Pfostendoppelreihen haben Abstände von sechs bis neun Metern und sind unterschiedlich lang. Für den Grabbezirk in Wiesens wurden nahezu 500 Pfähle benötigt, wozu schätzungsweise auf einem Hektar heutiger Waldfläche Bäume gefällt werden mußten.
Avenuen mit Pfostendoppelreihen gab es etwa zur gleichen Zeit auch in Süd- und Mittelengland sowie in Holland. In England führten sie allerdings nicht zu Gräbern, sondern zu großen, runden Holzbauten, den sogenannten Woodhenges, die als Kultbauten oder Versammlungshäuser gedeutet werden.
Als Zeugnisse des Sonnenkults der älteren Bronzezeit gelten die mit konzentrischen Kreisen verzierten »Sonnensteine« in Nordwestdeutschland. Die Kreise symbolisieren nach Ansicht von Prähistorikern vermutlich die Sonne. Zu den »Sonnensteinen« im Verbreitungsgebiet der Oldenburg-emsländischen Gruppe können vielleicht die Kultmale von Colmrade-Beckstedt und Harpstedt – beide im Kreis Oldenburg gelegen – gerechnet werden. Einen weiteren Sonnenstein – außerhalb des zentralen Gebietes dieser Gruppe – gab es in Friedeburg-Horsten (Kreis Wittmund).
Der »Sonnenstein von Colmrade-Beckstedt wurde 1921 im Ortsteil »Zur Straßburg« beim Abriß eines 1668 errichteten kleinen Bauernhauses entdeckt, in dessen Fundament er eingemauert war. Er sollte später als Grabstein verwendet werden. Doch dazu kam es nicht, weil der Archäologe Hans Müller-Brauel (1867–1940) aus Bremen den Fund für 75 Reichsmark erwarb und ihn 1938 in der Zeitschrift »Germanenerbe« beschrieb. Heute wird der »Sonnenstein« von Colmrade-Beckstedt im Ludwig-Roselius-Museum für Frühgeschichte, Worpswede, bei Bremen ausgestellt.
Dieser »Sonnenstein« besteht aus rotem Granit, ist nahezu dreieckig, 89,5 Zentimeter hoch, oben maximal 60 Zentimeter breit und unten maximal 40 Zentimeter dick. Auf seinen oberen zwei Dritteln sind elf konzentrische Kreise in gleichmäßigem Abstand bis zu fünf Millimetern eingetieft. Der größte Kreis hat einen Durchmesser von 54 Zentimetern. Jener »Sonnenstein« dürfte einst mit dem unbearbeiteten Teil im Boden eingraben und als sichtbares Kultmal aufgestellt worden sein.
Als die etwa 300 Meter vom Fundplatz aufgestellte Nachbildung des »Sonnensteins« von Colmrade-Beckstedt feierlich enthüllt wurde, teilten der Rektor Robert Grimsehl (1890–1963) und Bürgermeister Knolle aus Harpstedt mit, in ihrem Ort gebe es ein noch größeres und schöneres Exemplar. Der »Sonnenstein« von Harpstedt war irgendwann zwischen 1925 und 1930 auf dem Galgenberg zum Vorschein gekommen und danach auf den heutigen Schützenplatz gebracht worden. Der Schützenverein ließ den »Sonnenstein«, den man als mittelalterliche Schützenscheibe fehldeutete, in einem Sockel von Tischhöhe einmauern und mit einer Eichenbank umgeben.
Auch der etwa 90 Zentimeter hohe, maximal 87 Zentimeter breite und bis zu zehn Zentimeter dicke »Sonnenstein« von Harpstedt ist aus rotem Granit. Auf ihm sind zwölf konzentrische Kreise angebracht, deren größter einen Durchmesser von 67 Zentimetern aufweist.
Als größter und schönster »Sonnenstein« Nordwestdeutschlands gilt der 1,10 Meter hohe und breite sowie maximal 26 Zentimeter dicke Fund von Friedeburg-Horsten. Dieser schätzungsweise fünf Zentner schwere Koloß kam schon um die Jahrhundertwende etwa 200 Meter westlich des Ortes in einem Wall zum Vorschein. Sein Entdecker, der Landwirt Gerd Renken (1870-1935) aus Horsten, hat durch das wenige Zentimeter große Loch in der Mitte des Steins ein Seil gesteckt und den Fund mit Hilfe eines Pferdes zu seinem Grundstück gezogen. Dort lag der »Sonnenstein« etwa 60 Jahre lang unbeachtet.
Die Fachwelt erfuhr erst im März 1963 von der Existenz dieses »Sonnensteins«. Damals berichtete der Sohn des Entdeckers, der Landwirt Georg Renken (1906-1994) aus Horsten, dem Archäologen Karl Heinz Marschallek (1904-1981) aus Jever bei der Besichtigung einer mittelalterlichen Fundstelle von einem »Stein mit Rillen« unter seiner Gartenpforte und bat um Begutachtung. Beim Freischaufeln und Abfegen der unter der Pforte liegenden Steinplatte kamen auf der Oberfläche 17 gleichmäßig um ein zylindrisches Mittelloch mit einem Durchmesser von 3,4 Zentimetern eingehauene Kreise zum Vorschein, von denen der größte einen Durchmesser von 77 Zentimetern erreicht. Es handelte sich also nicht um einen alten Mühlstein – wie zunächst vermutet -, sondern um einen »Sonnenstein« aus der Bronzezeit.
Der »Sonnenstein« aus Friedeburg-Horsten wurde mit Hilfe von Brechstangen geborgen und auf einem Anhänger zur Landesstelle für Marschen- und Wurtenforschung nach Wilhelmshaven gebracht, welche damals für die Bodendenkmalpflege in Ostfriesland zuständig war. Heute befindet sich der Originalfund des »Sonnensteins« im Gebäude der Grundschule von Friedeburg-Horsten. Eine Kopie steht im Wohngebiet Horsten, Am Sonnenstein.
Ähnliche konzentrische Kreise wie auf den »Sonnensteinen« in Nordwestdeutschland wurden auch auf skandinavischen Felsbildern zusammen mit anderen Motiven dargestellt. Da diese Kreise als Sonnensymbole gelten, hat man für die steinernen Kultmale aus Nordwestdeutschland den Namen »Sonnensteine« gewählt.
Mit dem Sonnenkult soll auch die prächtige Goldscheibe von Moordorf bei Südbrookmerland (Kreis Aurich) in Verbindung stehen. Sie kam in einem Moor in etwa 1,50 Meter Tiefe zum Vorschein. Diese Goldscheibe hat einen Durchmesser von 14,5 Zentimetern, besteht aus 0,14 Millimeter dünnem Goldblech und wiegt 36 Gramm. Ihre Schauseite ist mit kleinen Buckeln und Strichmustern verziert, die von der Rückseite eingestempelt wurden.
Wegen ihrer außerordentlichen Dünnwandigkeit dürfte die Goldscheibe von Moordorf einst auf einer stabilen Unterlage aus Holz oder Bronze befestigt gewesen sein. Darauf deuten die beiden seitlichen Laschen hin. Die heute plane Oberfläche war ursprünglich nach außen gewölbt. Vielleicht gehörte diese Goldscheibe zu einem Sonnenwagen, auf dem die vergoldete Seite der darauf montierten Scheibe den Tag und die unvergoldete die Nacht symbolisierte.
Vergleichbare Goldscheiben kamen vor allem in Irland, aber auch in England, Dänemark und Schleswig-Holstein zum Vorschein. Manche Prähistoriker nehmen an, diese mutmaßlichen Sonnensymbole hätten zur Ausstattung von bedeutenden Anführern oder Priestern gehört.

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