Mittwoch, 26. September 2007

Rheingauer Auktionshaus: Ein Paradies für Liebhaber von Kunst und Antiquitäten

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Interview mit dem öffentlich bestellten und vereidigten Auktionator Stefan Niederauer, Geschäftsführer des „Rheingauer Auktionshaus“ in Eltville-Erbach (Hessen) – http://www.rheinantik.de – In diesem renommierten Auktionshaus werden bei Auktionen und im Freiverkauf seltene und schöne Antiken, Bücher, Handschriften, Dokumente, Münzen, Medaillen, Ansichtskarten, Briefmarken, nostalgisches Spielzeug, Schmuck, Pretiosen, Edelsteine, Uhren, Spieluhren, Instrumente, Teppiche, Flachgewebe, Textilien, Asiatika, überseeische Kunst, religiöse Kunst, Ikonen, Militaria, Studentika, Druckgrafik, Aquarelle, Zeichnungen, Pastelle, Skulpturen, Plastiken, Objekte, Keramik, Fayencen, Glas, Glaskunst, Porzellan, Silber, Gemälde alter und neuer Meister, Miniaturen, Varia, Volkskunst, Mobiliar und Dekorationen angeboten.

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Frage: Herr Niederauer, das „Rheingauer Auktionshaus“ ist ein wahres Paradies für Liebhaber von Kunstwerken und Antiquitäten. Was kaufen Ihre Kunden/innen am meisten?

Antwort: Alle Versuche, hierüber aussagefähige Statistiken zu erstellen, sind bisher fehlgeschlagen. Es ist in der Tat so, dass wir das nicht vorhersagen können und in jeder Auktion andere Schwerpunkte von den Kunden gesetzt werden. So seltsam es klingt, aber einen Trend gab es: In kalten Jahreszeiten wurde Glas meist nicht so stark nachgefragt, was sich heute jedoch auch nicht mehr so eindeutig zeigt. Das Käuferverhalten auf Auktionen ist also wie das Wetter – nicht einzuschätzen.

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Frage: Welche Objekte überwiegen in Ihren Ausstellungsräumen?

Antwort: Kein Auktionsangebot gleicht dem anderen, was sich daraus erklärt, dass der überwiegende Teil des jeweiligen Angebotes aus Nachlässen und Sammlungsauflösungen besteht. Wir versuchen jedoch, zu jeder Auktion möglichst viele Sammelgebiete abzudecken. Die zahlenmäßig meist größte Gruppe aber dürfte das Porzellan einnehmen. Lösen wir jedoch z.B. eine Gemäldesammlung auf, ist die Ausstellung entsprechend geprägt.

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Frage: Wechseln bei Auktionen oder im Freiverkauf mehr Objekte den Besitzer?

Antwort: In einer Auktion wechselten an nur einem Tag 2510 Gegenstände den Besitzer. Es kommt natürlich primär auf den Umfang der Auktion und das Angebot insgesamt an. Der freihändige Verkauf findet dagegen ganzjährig durchgehend statt und bedient diejenigen Kunden, die sofort und ohne Bieterkonkurrenz kaufen möchten. Im Grunde halten sich beide zahlenmäßig die Waage, wobei in Auktionen meist die herausragenden Stücke angeboten werden.

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Frage: Die in den Ausstellungsräumen präsentierten „Schätze“ lassen sicherlich viele Sammlerherzen höher schlagen. Kann man diese auch außerhalb Ihrer Auktionen in Eltville-Erbach in aller Ruhe besichtigen und bei Gefallen sogar kaufen?

Antwort: Sobald wir eine Auktion zusammengestellt haben, drapieren wir auch die Ausstellung, die jedermann während der Besichtigungszeiten zugänglich ist. Das Auktionsangebot kann aber nicht sofort gekauft werden, wie das z.B. in einem Internetauktionshaus manchmal der Fall ist. Wesen einer klassischen Auktion ist gerade der Nervenkitzel des Steigerns, den wir im Interesse eines guten Ergebnisses für unsere Einlieferer und auch der Interessenten nicht durch Vorabverkäufe unterbinden wollen. Für Sofortkäufer halten wir den Freiverkauf bereit, der durchgehend und so auch parallel zur Vorbesichtigung einer Auktion stattfindet.

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Frage: Auf Ihrer Internetseite http://www.rheinantik.de können Besucher/innen aus aller Welt zeitweise viele Objekte bewundern. Nehmen Sie auch Bestellungen per Telefon, Fax, Brief oder E-Mail entgegen?

Antwort: Während früher klassische Auktionen immer auch eine persönliche Anwesenheit der Bieter voraussetzte, geht das heute auf nahezu allen Kommunikationswegen. Schriftliches Bieten mit Brief oder Fax sind heute Standard und zunehmend wird auch per E-Mail geboten. Die telefonische Teilnahme an einer Auktion lässt es zu, dass auch sehr weit entfernte Bieter live dabei sein können. Zur Zeit arbeiten wir daran, auch die audiovisuelle Teilnahme über das Internet zu ermöglichen. Leider sind hier nicht nur technische, sondern auch rechtliche Hürden zu nehmen.

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Frage: Wenn man Auktionen nur aus Film oder Fernsehen kennt, könnte man meinen, dort würden ausschließlich besonders wertvolle und deswegen entsprechend teure Objekte versteigert. Bieten Sie in Ihrem Auktionshaus auch preiswerte Artikel an?

Antwort: Leider weit verbreitet ist die Annahme, dass klassische Auktionen nur ausgewähltes Publikum in „Schlips und Kragen“ zulässt. Das ist längst nicht mehr so. Niemand muss Angst haben, plötzlich einen Picasso bezahlen zu müssen, nur weil er mal hereingeschaut hat. Wir versuchen gerade, auch die jüngeren Generationen für Kunst und Antiquitäten zu begeistern und verstehen das auch als kulturellen Auftrag, Leben und Werk der Vorfahren zu zeigen, zu erklären und anfühlbar zu machen. Wecken wir das Interesse, wäre es schade, wenn es an der Hürde zu hoher Preise wieder verloren ginge. Also bieten wir auch Kunst und Antiquitäten zu kleinen Preisen an.

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Frage: Unter der Internetadresse http://www.rheinantik.de/content/fq.htm werden Antworten auf häufig gestellte Fragen gegeben. Gibt es heute noch viele falsche Meinungen über Auktionen?

Antwort: Leider gibt es noch immer und auch durch die Medien hartnäckig gehaltene Vorstellungen. Insbesondere eben die, dass eine Auktion eine elitäre Veranstaltung sei. Hier versuchen wir, Ängste und Falschvorstellungen abzubauen und versuchen, Hilfestellungen zu geben, wie z.B. mit unserem Glossar, welches Fachbegriffe erklärt und damit dazu beitragen soll, dass Berührungsängste abgebaut werden. Das geschieht unserer Meinung nach am besten durch allgemeinverständliche Erklärungen von so genanntem Expertenwissen.

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Frage: Seit 1985 residiert das „Auktionshaus Rheingau“ in Eltville-Erbach – mitten in einer der ältesten deutschen Kulturlandschaften mit heute noch bewahrter Rheinromantik und führt dort alljährlich vier bis sechs große Auktionen durch. In welcher Jahreszeit ist das Auktionsangebot besonders umfangreich?

Antwort: Das ist tatsächlich biologisch bedingt, was sich sicher zunächst seltsam anhört. Da wir überwiegend für Nachlasspfleger tätig sind, beschäftigen wir uns mit der Auflösung von Sammlungen und Haushalten von Verstorbenen. In der Sommerzeit versterben leider mehr ältere Menschen als in kälteren Jahreszeiten, weshalb wir dann verzögert um die Bearbeitungszeit im Spätherbst bis Frühjahr quantitativ mehr anbieten.

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Frage: Stammen die meisten Ihrer treuen Kunden/innen aus den benachbarten Großstädten Wiesbaden, Mainz, Frankfurt und Darmstadt?

Antwort: Mit unseren zweisprachigen Katalogen erreichen wir sozusagen die ganze Welt. So haben wir z.B. auch Kunden aus dem Libanon, Israel, Brasilien, Japan, China, Australien usw. Nur rund 20 % aller Kunden konzentrieren sich im Rhein-Main-Gebiet.

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Frage: Vor jeder großen Auktion des „Rheingauer Auktionshauses“ wird ein prächtiger Katalog über das jeweilige Angebot produziert sowie auf Wunsch und gegen Rechnung an Kunden/innen verschickt. Fordern auch Interessenten/innen im Ausland Ihren reichhaltigen Katalog an?

Antwort: Es gibt Stammkunden und Katalogabonnenten in aller Welt, die unsere Kataloge beziehen. Rund ein Viertel aller zu einer Auktion verschickten Kataloge gehen ins Ausland, die deutschsprachigen Länder nicht eingerechnet.

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Frage: Sind im „Auktionshaus Rheingau“ auch Besucher/innen willkommen, die sich während der Öffnungszeiten von Dienstag bis Freitag lediglich unverbindlich umsehen wollen?

Antwort: Sehr gerne sogar. Wir freuen uns über jeden und es kommt nicht selten vor, dass es uns gelingt, mit Vorurteilen aufzuräumen. Kaufen muss hier niemand und es freut uns, wenn wir mit der Ausstellung Interesse wecken.

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Frage: Vielleicht würde ein Teil Ihrer Kunden/innen auch gerne am Wochenende vorbeischauen?

Antwort: Sicher, aber hinter den Kulissen ist enorm viel Arbeit zu erledigen. Eine Auktionsproduktion nimmt alle Mitarbeiter nahezu drei Monate in Anspruch. Daher haben wir zwei Tage in der Woche für Arbeiten eingeplant, die wir während der Öffnungszeiten nicht erledigen könnten. Es wäre sicher nicht gut, wenn für Rückfragen niemand Zeit hätte. Dafür stehen wir an den Öffnungstagen unseren Kunden voll und ganz zur Verfügung.

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Frage: Herr Niederauer, Sie sind öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator. Muss man für diesen Beruf eine besondere Ausbildung und ein bestimmtes Fachwissen nachweisen?

Antwort: Anders als z.B. in Frankreich, kann in Deutschland jeder eine Versteigerererlaubnis beantragen. Es ist kein Ausbildungsberuf, bedarf aber neben möglichst umfangreichem Wissen um die Dinge, die man versteigern möchte auch ziemlich weit reichender Kenntnisse im rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Bereich. Ein entsprechendes Studium ist also sicher genauso von Vorteil wie die Bereitschaft, weit mehr als acht Stunden am Tag zu arbeiten. So mancher Kandidat hat nach der ersten Auktion bereits aufgegeben.
Die öffentliche Bestellung dagegen setzt nicht nur den Nachweis eingehender Kenntnisse in den drei Bereichen voraus. Ein öffentlich bestellter und vereidigter Auktionator nimmt Aufgaben der Öffentlichkeit war, ähnlich einem Notar oder einem Gerichtsvollzieher. Zur Bestellung muss auch noch die Bedingung einer öffentlichen Notwendigkeit erfüllt sein und sie setzt eine langjährige Berufserfahrung voraus.

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Frage: Das „Rheingauer Auktionshaus“ ist nicht nur für Käufer/innen interessant, sondern wegen Nachlass-, Sammlungs- und Inventarverwertung auch für Verkäufer/innen von Kunstwerken und Antiquitäten. Wer kann Ihren Verwertungs-Service in Anspruch nehmen und wer nicht?

Antwort: Auftraggeber sind Nachlasspfleger, Banken, Gerichtsvollzieher, gemeinnützige Vereine genauso wie jemand, der etwas auf seinem Speicher gefunden hat, von dem er nicht weiß, ob es einen Wert besitzt. Kostenfrei beraten wird jeder unabhängig davon, ob es letztlich zu einer Versteigerung kommt oder nicht. Anfragen erreichen uns von überall her, ob persönlich oder E-Mail mit Bildanhang oder sogar fertig gepackte Pakete mit der Bitte um Durchsicht, ob etwas dabei sei.

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Frage: Wenn Ihnen eine gute Fee einen Wunsch zugunsten des „Auktionshauses Rheingau“ erfüllen würde, was würden Sie ihr sagen?

Antwort: Sie möge dafür sorgen, dass die Scheu vor klassischen Auktionen weiter abnimmt. Virtuelle Auktionen sind zwar interessant, aber was ist das schon gegen live dabei gewesen zu sein.

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Die Fragen stellte der Journalist und Autor Ernst Probst, Betreiber des Weblogs „archaeologie-news“ – http://archaeologie-news.blog.de

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Kontaktdaten:
„Auktionshaus Rheingau“:
Sofienstraße 12
65346 Eltville-Erbach
Telefon: 06123 62870
Fax: 06123 5228
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag 10 bis 13 Uhr
sowie von 15 bis 18 Uhr

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