Montag, 28. Juli 2008

Taschenbuch von Ernst Probst: "Die Lausitzer Kultur"

Leseprobe aus dem E-Book und dem Taschenbuch "Die Lausitzer Kultur" von Ernst Probst:

Eine der wichtigsten Kulturen Mitteleuropas war von etwa 1300 bis 500 v. Chr. die Lausitzer Kultur. Sie entwickelte sich vermutlich aus der Vorlausitzer Kultur und existierte während der mittleren und jüngeren Bronzezeit sowie in der frühen Eisenzeit. In diesem Kapitel werden lediglich die bronzezeitlichen Abschnitte von etwa 1300 bis 800 v. Chr. behandelt, die ungefähr der Lebensdauer der süddeutschen Urnenfelder-Kultur entsprechen.
Das Verbreitungsgebiet der Lausitzer Kultur reichte im Westen bis an die Saale in Mitteldeutschland, während es im Süden Nordböhmen, Nordmähren und die nordwestliche Slowakei umfaßte. Im Nordwesten gehörte das südliche Brandenburg dazu, und im Osten bildete die heutige polnische Provinz Posen (Poznan) die Grenze. Die Prähistoriker unterscheiden zwischen einer Ost-, West-, schlesisch-mährischen, oberschlesisch-polnischen, mittelschlesischen und einer Lausitz-sächsischen Gruppe.
Zur Westgruppe rechnet man die einst vor allem in der Lausitz im südlichen Brandenburg und in Sachsen ansässige Lausitz-sächsische Gruppe. Dazu gehörten im Norden die Spindlersfelder Gruppe, im Osten die Niederlausitzer Gruppe, Neißemündungs-Gruppe, Oberlausitzer Gruppe, Aurither Gruppe sowie im Westen die Fläming-Gruppe, Schliebener Gruppe, Elbe-Mulde-Gruppe, Elbe-Elster-Gruppe, Dresdener Gruppe und Osterländische Gruppe. Letztere hatte sich überwiegend östlich der Saale in Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie geringfügig auch in der Umgebung westlich der Saale niedergelassen.
Den Begriff Lausitzer Kultur hat 1880 der damals an der Universität Berlin wirkende Pathologe Rudolf Virchow (1821-1902) geprägt. Virchow erkannte bei Besuchen des Gräberfeldes von Zaborow bei Priment (Provinz Posen) in den 1870er und 1880er Jahren, daß ein Teil der dortigen Funde von einer selbständigen Kultur stammt. Denn bestimmte Tongefäße lagen tiefer als die slawische Keramik und unterschieden sich durch ihr feineres Tonmaterial, ihre Form und Verzierungen deutlich von dieser.

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