Freitag, 4. April 2008

Kultur, Verkehr, Recht – Wie die Römer Europa erfanden













Bereits die römische Republik hatte nach der Vormachtsstellung im Mittelmeerraum gestrebt, doch erst unter der Herrschaft der Kaiser kontrollierte das Imperium tatsächlich alle Regionen rund um das "Mare Nostrum" und darüber hinaus. © epoc/EMDE-Grafik

Aus: epoc, 03/08

Pax Romana – Eintracht, Sicherheit und Wohlstand klingen in dem Wort vom »römischen Frieden« mit. Während der Regierungszeit des ersten Kaisers Augustus (31 v. Chr. – 14 n. Chr.) begann die Blütezeit des Imperium Romanum: Vom Atlantik bis zum Euphrat, vom schottischen Hochland bis zum Nil – das Römische Reich war ein Vielvölkerstaat. Im zweiten Teil der epoc-Serie »Die Epochen Europas« widmen sich drei Autoren der Suche nach den römischen Wurzeln unseres Kontinents. Über Jahrhunderte konnte das Imperium weit gehend in Frieden gedeihen. Eine gemeinsame Kultur und gleiche Interessen machten es möglich. epoc-Redakteur Hakan Baykal betrachtet in seinem Beitrag »In Vielfalt geeint« diese Hochphase der römischen Geschichte und findet so manches, das uns heute bekannt vorkommen mag: Die Einheit funktioniert auch deswegen, weil alle Beteiligten etwas davon haben.

In der Kaiserzeit hat der Fernhandel eine enorme Bedeutung gewonnen. Seine Grundlage ist ein weit gespanntes Netz von über 80000 Kilometern befestigter Straßen sowie die vom Imperator quasi persönlich gewährleistete Sicherheit auf See. Der wirtschaftliche Aufschwung kommt allen zugute. Städte wie Alexandria, Ephesus und Tyrus erleben jetzt ihre Blüte. Und selbst Provinznester wie Lugdunum (Lyon) oder Augusta Treverorum (Trier) entwickeln sich zu pulsierenden Handelszentren.

Dass dem Wohlstand und der supranationalen Einheit eine gemeinschaftliche Rechtsordnung zugrunde liegt beleuchtet der Jurist Detlef Liebs in seinem Artikel »Gleiches Recht für alle«. Er stellt fest: Ob Römer oder Gallier, Hispanier oder Syrer – römische Gesetze galten für alle Bewohner des Imperiums. Und mehr noch: Was Juristen damals entwickelten, prägt Europa noch heute. Mit seinem Beitrag »Zutritt verboten, Handel erwünscht« nähert sich der Althistoriker Theodor Kissel den Grenzen des Römischen Reichs und stellt fest, dass der berühmte Limes gar nicht so undurchlässig war, wie manch einer glauben mag.