Donnerstag, 3. Mai 2007
Die ersten Räder drehten sich vor 5000 Jahren
Wiesbaden (archaeologie-welt) - Das Verkehrswesen war bereits in der Steinzeit viel weiter entwickelt, als allgemein bekannt ist. Vor mehr als 30000 Jahren baute man schon Wasserfahrzeuge, vor 5800 Jahren kilometerlange Fußwege und vor 5500 Jahren Wege und Straßen, auf denen vor mehr als 5000 Jahren Wagen mit Scheibenrädern von Rindern gezogen wurden. Die ersten Reittiere dürften vor etwa 6000 Jahren gehalten worden sein.
Nachzulesen ist dies in dem Taschenbuch „Rekorde der Urzeit“ des Wissenschaftsautors Ernst Probst aus dem Wiesbadener Stadtteil Mainz-Kostheim. Er hat sich durch seine Bücher „Deutschland in der Urzeit“, „Deutschland in der Steinzeit“ und „Deutschland in der Bronzezeit“ einen Namen gemacht. Nachfolgend eine Leseprobe aus dem Taschenbuch „Rekorde der Urzeit“ über das prähistorische Verkehrswesen:
Die ersten Wasserfahrzeuge hat es vermutlich schon in der jüngeren Altsteinzeit vor mehr als 30000 Jahren gegeben. Wahrscheinlich haben bereits damals Jäger und Sammler mit einfachen Flößen das Mittelmeer überquert. Auch Australien dürfte zu jener Zeit mit Flößen angesteuert worden sein.
Als der älteste Rest eines Wasserfahrzeuges wird ein von Menschenhand bearbeitetes Stück Rentiergeweih betrachtet, das in Husum (Schleswig-Holstein) bei Baggerarbeiten entdeckt wurde. Der Prähistoriker Detlev Ellmers aus Bremerhaven deutet diesen Fund als Teil des Spantgerüstes eines Fellbootes. Seine Ansicht ist jedoch sehr umstritten. Der Fund aus Husum stammt aus der Zeit der Ahrensburger Kultur, die nach einem Fundort in der Nähe von Hamburg benannt wurde. Diese Kulturstufe existierte vor mehr als 10000 Jahren in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Mecklenburg, Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Luxemburg.
Die frühesten sicheren Funde von Wasserfahrzeugen stammen aus der Mittelsteinzeit, die in manchen Gegenden Mitteleuropas um 8000 v. Chr. begann und etwa 5000 v. Chr. endete. Teilweise währte dieser Abschnitt der Steinzeit auch bis etwa 4000 v. Chr., beispielsweise in Skandinavien. Bei diesen Funden handelt es sich um Reste von Einbäumen, die man aus Baumstämmen hergestellt hatte; gefunden wurden auch Paddel, mit denen man die Einbäume fortbewegte. Derartige Funde kennt man aus England, Holland, Deutschland und Dänemark.
Als ältester Beleg für Wasserfahrzeuge in England gilt ein Holzpaddel vom Fundort Star Carr bei Scarborough aus der Mittelsteinzeit vor knapp 8000 v. Chr. Die Hinterlassenschaften von Star Carr werden der Maglemose-Kultur zugerechnet, die nach einem dänischen Fundort bezeichnet ist. Diese Kulturstufe war vor etwa 8000 bis 6000 v. Chr. außer in England auch in Norddeutschland, Dänemark, Südschweden und in Russland heimisch.
Der älteste Einbaumrest der Schweiz kam in sandigen Seeablagerungen am alten Hafen von Estavayer (Kanton Freiburg) zum Vorschein. Dabei handelt es sich um einen unfertigen Einbaum aus Eichenholz von 6,50 Meter Länge. Er wurde in der Mittelsteinzeit vor mindestens 6000 v. Chr. angefertigt.
Der älteste Einbaum aus Holland wurde in einem Moor bei Pesse in der Provinz Drenthe entdeckt. Nach einer radiometrischen Altersdatierung zu schließen, ist dieses Wasserfahrzeug vor mehr als 6300 v. Chr. angefertigt worden. Dieser Einbaum hat eine Länge von 3 Metern, eine Höhe von 30 und eine Breite von fast 45 Zentimetern. Damit ist man in der Mittelsteinzeit zum Fischfang oder Sammeln von Muscheln auf ein Gewässer gefahren.
Die frühesten Hinweise auf Wasserfahrzeuge in Deutschland stammen aus der Mittelsteinzeit zwischen etwa 8000 und 5000 v. Chr. Es handelt sich um Holzpaddel, mit denen vermutlich Einbäume fortbewegt wurden. Entdeckt wurden sie in Duvensee (Kreis Herzogtum-Lauenburg), Gettorf (Kreis Rendsburg-Eckernförde) und in Friesack (Kreis Nauen) in Brandenburg.
Das älteste Paddel von Dänemark wurde am mittelsteinzeitlichen Fundort Holmegard auf Seeland geborgen. Es stammt aus der Zeit der Maglemose-Kultur vor mehr als 6000 v. Chr.
Die ältesten Einbaume Dänemarks kamen bei Ausgrabungen in Tybrind Vig auf Fünen zum Vorschein. Diese Wasserfahrzeuge und einige Paddel sind von Angehörigen der Ertebölle-Ellerbek-Kultur geschaffen worden, die nach Fundorten in Dänemark und Schleswig-Holstein benannt ist und vor etwa 5000 bis 4300 v. Chr. in Schleswig-Holstein, Mecklenburg, im nördlichen Niedersachsen, Dänemark und Südschweden existierte. Sie wird in Norddeutschland der sich anbahnenden Jungsteinzeit zugeordnet, in Dänemark und Südschweden dagegen noch der Mittelsteinzeit. In Tybrind Vig wurden ein fast vollständig erhaltener Einbaum und ein Bruchstück vom Heck eines noch größeren Bootes entdeckt. Ersterer ist etwa 9,50 Meter lang und 0,65 Meter breit. Darin fanden mindestens sechs Menschen Platz. Die in Tybrind Vig gefundenen Paddel sind aus Eschenholz geschnitzt. Sie haben ein herzförmiges Ruderblatt und einen mehr als 1 Meter langen Holzschaft. Zwei der Paddel hat man auf dem Ruderblatt verziert.
Als die seetüchtigsten Wasserfahrzeuge der Jungsteinzeit gelten die Einbäume. Die Jungsteinzeit dauerte in manchen Gebieten Mitteleuropas etwa von 5500 bis 2000 v. Chr. Drei norddeutsche Archäologen - Marco Adameck aus Pinneberg sowie Marquardt Lund und Kai Martens aus Hamburg - haben einen jungsteinzeitlichen Einbaum mit Hilfe von Feuersteinbeilen, wie sie damals in Gebrauch waren, nachgebaut. Sie benötigten für den 6 Meter langen und maximal 60 Zentimeter breiten Nachbau elf Tage. Fahrversuche damit zeigten, dass in dem Einbaum auf einem ruhigen Gewässer bis zu fünf Erwachsene paddeln können. Der dicke und schwere Boden verhinderte das Kentern. Bei ruhigem Wetter lässt sich der Einbaum sogar auf der Ostsee fortbewegen.
Die ältesten Hinweise auf Wasserfahrzeuge in Österreich werden in die Zeit der jungsteinzeitlichen Mondsee-Gruppe datiert, die zwischen etwa 3700 bis 2900 v. Chr. in Oberösterreich und im Bundesland Salzburg heimisch war. Der Name dieser Kulturstufe erinnert an den Mondsee in Oberösterreich, wo 1871 Reste einer Seeufersiedlung („Pfahbausiedlung“) entdeckt wurden. Am Mondsee hat man das 9,6 Zentimeter lange Tonmodell eines Einbaums gefunden. Vielleicht stammt auch ein Einbaumfund aus dem Jahre 1930 von Hueb bei Lindbruck in Oberösterreich aus dieser Zeit. Leider ist dieser Fund gleich nach der Entdeckung verbrannt worden.
Die frühesten Brücken sind wahrscheinlich schon in der Altsteinzeit vor etwa 35000 bis 10000 Jahren von Jägern und Sammlern hergestellt worden. Dabei handelte es sich um Baumstämme, die man über Bäche und Flüsse legte.
Als erster bekannter Fußweg Europas gilt der „Sweet Track“ genannte 1,8 Kilometer lange Bohlenwege über ein Sumpfgebiet in der englischen Grafschaft Somerset. Die dafür verwendeten Baumstämme sind vor etwa 3800 v. Chr. gefällt worden. Das ergab eine Datierung mit Hilfe der Radiokarbonmethode und ein Vergleich der Holzbohlenreste mit einer Skala, die aus der Abfolge der Jahresringe europäischer Bäume von der Steinzeit bis heute abgeleitet ist. Dieser Weg wurde schon vor der Erfindung des Rades gebaut. Er diente nur Fußgängern und Tragtieren.
Die ältesten Reste von befahrenen Wegen und Straßen stammen aus der Jungsteinzeit vor mehr als 3500 v. Chr. Damals hat man in Europa schon erstaunlich lange und breite Bohlenwege über Mooren angelegt. Auf diesen holprigen Bohlenwegen fuhren auf Scheibenrädern rollende Wagen, die von Rindern gezogen wurden. Die Jahrtausende alten Reste solcher frühen Bohlenwege verdanken der Einbettung im Torf ihre Erhaltung. Darin wurden sie vor der zerstörerischen Wirkung des Sauerstoffs bewahrt.
Die ältesten Wege der Schweiz hat man in mehr als 5000 Jahre alten Seeufersiedlungen von Egolzwil am ehemaligen Ufer des Wauwiler Sees (Kanton Luzern) angelegt. Sie wurden von Angehörigen der jungsteinzeitlichen Cortaillod-Kultur gebaut, die nach einem Fundort am Neuenburger See benannt ist. Diese Kultur existierte etwa zwischen 4000 und 3500 v. Chr. in weiten Teilen der Schweiz. Am Fundort Egolzwil 4 sind im Laufe der Zeit nacheinander sechs Dörfer errichtet worden. Zum Dorf 4 führte ein mit Astwerk abgedeckter Weg, der durch einen Zaun begrenzt war. Auch zum Dorf 5 gelangte man über einen mit Holzprügeln belegten Weg, außerdem gab es einen massiven Weg aus Holzstangen und -bohlen vom Dorfeingang zum Viehlager.
Eine der ältesten Straßen Deutschlands führte vor mindestens 3000 v. Chr. über das Meerhusener Moor bei Aurich in Niedersachsen. Sie lässt sich bisher keiner bestimmten Kultur der Jungsteinzeit zuordnen. Die Fahrbahn über das Meerhusener Moor war mehrere Kilometer lang und maximal 4 Meter breit. Noch älter ist ein Bohlenweg im Großen Moor am Dümmer im Kreis Diepholz in Niedersachsen. Um die Erforschung der Wege und Straßen in Norddeutschland hat sich vor allem der Oldenburger Prähistoriker Hajo Hayen verdient gemacht.
Die ältesten Straßen im Vorderen Orient existierten vor mehr als 3000 v. Chr. Sie waren ungepflastert und verbanden die damaligen Zentren. Häufig verliefen diese Straßen entlang von Flüssen, oder sie waren an Wasserstellen orientiert.
Die ältesten Straßen Indiens und Pakistans wurden zur Zeit der Industal-Kultur vor etwa 2500 v. Chr. angelegt. Sie erreichten eine Breite bis zu 10 Metern und waren an der Seite mit gemauerten Abwässerkanälen versehen.
Die ersten befestigten Straßen in China entstanden in der frühen Zhou-Zeit vor mehr als 1000 v. Chr. Ein halbes Jahrtausend später wurde das Straßennetz stark erweitert.
Die ersten Wagen mit hölzernen Scheibenrädern rollten in der Zeit vor mehr als 3000 Jahren v. Chr. in Asien (Mesopotamien) und Europa (Deutschland, Polen, Ungarn). Die Wagen in Mesopotamien wurden von Rindern und Halbeseln (Onager) gezogen, diejenigen in Europa von Rindern. Die Erfindung von Rad und Wagen dürfte in verschiedenen Gegenden Asiens und Europas in geringen zeitlichem Abstand erfolgt sein.
Von den ältesten Wagen in Mesopotamien vor mehr als 3000 v. Chr. zeugen lediglich Bodenverfärbungen und einzelne Metallobjekte. Solche Reste wurden bei Ausgrabungen in der mesopotamischen Stadt Kisch entdeckt. Einen weiteren Hinweis auf die Existenz von Wagen in Mesopotamien geben Schriftzeichen um 3200 v. Chr. auf sumerischen Tontafeln aus Uruk. Die frühesten Fahrzeuge in Mesopotamien waren so groß wie heutige Handwagen. Man setzte sie für den Transport von Personen ein.
Die ältesten Wagenreste in Deutschland kamen im Meerhusener Moor bei Aurich in Niedersachsen zum Vorschein. Sie stammen aus der Zeit vor mindestens 3000 v. Chr. Dabei handelt es sich um einteilige Scheibenräder, hölzerne Wagenachsen, Teile von Mitteldeichseln, Reste eines Oberwagens und eines Doppeljochs. 50 Hufschalen von Rindern zeigen, welche Zugtiere damals verwendet wurden. Einige Jahrhunderte jünger dürften die Funde von Scheibenrädern aus Bad Waldsee-Aulendorf (Baden-Württemberg) und Seekirch-Achwiesen (Baden-Württemberg) sein. Die in Norddeutschland geborgenen Wagenräder hatten runde Achslöcher und drehten sich auf den starren Achsen. Dagegen hatten die in Süddeutschland gefundenen Wagenräder viereckige Achslöcher und saßen starr auf den rotierenden Achsen.
Der erste Nachbau eines der ältesten Wagen Deutschlands wurde von dem Oldenburger Prähistoriker Hajo Hayen initiiert und von dem Wagenbaumeister Enno Carls aus Horsten durchgeführt. Diese Rekonstruktion beruht auf den bisherigen Funden aus Norddeutschland. Der nachgebaute Wagen ist 1,40 Meter lang, 1,15 Meter breit, hat eine 2,40 Meter lange Deichsel und vier Scheibenräder mit einem Durchmesser von etwa 90 Zentimetern. Seine Ladefläche hat die Maße 0,98 mal 1,23 Meter. In die Seitenhölzer eingesteckte Haselruten geben der Ladung festen Halt. Die beiden Achsen sind jeweils seitlich durch Lederriemen und in der Mitte durch einen Holzdübel an der Unterseite der Ladefläche fixiert. Der Wagen konnte nicht gelenkt werden. Beim Wenden musste man ihn entweder mit Menschenkraft anheben oder durch Seitwärtstreten der Zugtiere in die gewünschte Richtung bringen.
Die älteste Wagendarstellung in Polen wurde auf einem Tongefäß der jungsteinzeitlichen Trichterbecher-Kultur entdeckt. Sie befindet sich auf der Außenseite einer Schüssel von Bronocice im Distrikt Kielce. Das in den Ton eingeritzte Motiv zeigt vierrädrige Wagen mit Deichsel ohne Zugtiere. Diese Darstellung stammt aus der Zeit vor mindestens 3000 v. Chr. Als der älteste Wagenrest im heutigen Polen gilt der Fund eines einteiligen Scheibenrades aus Schönsee im ehemaligen Ostpreußen.
Die ersten Wagenmodelle aus Ton zur Zeit vor mindestens 3000 v. Chr. Kennt man aus Ungarn. Dabei handelt es sich um Funde der Badener Kultur, die nach einem Fundort in der Nähe von Wien benannt ist. Die Badener Kultur war außer in Ungarn auch in Österreich, in Tschechien und in der Slowakei heimisch. Je ein tönernes Wagenmodell eines Wagens mit vier Scheibenrädern, einem sich nach oben verbreiternden Wagenkasten, einem nicht drehbaren Vordergestell und einer nach oben gerichteten Deichsel hat man in Budakalász und Szigetszentmárton in Ungarn entdeckt. In Boglarlele kam das tönerne Modell eines Kastenwagens ohne Räder, jedoch mit plastischer Darstellung von Rindern zum Vorschein.
Die älteste Darstellung eines Wagens in der Slowakei stammt aus der Zeit der Badener Kultur vor mehr als 3000 v. Chr. Es ist ein tönernes Kastenwagenmodell ohne Räder mit vorgespannten Rindern und stammt aus Radosina in der Südwestslowakei.
Der älteste Hinweis auf die Existenz von Wagen in Österreich wurde auf dem Jennyberg bei Mödling in Niederösterreich entdeckt. Dort fand man das Bruchstück eines tönernen Wagenmodells aus der Zeit der Badener Kultur. Auch dieses seltene Stück stammt aus der Zeit vor mindestens 3000 v. Chr.
Die ältesten Darstellungen von Wagen und Zugtieren in Deutschland wurden vor etwa 3000 v. Chr. von Angehörigen der jungsteinzeitlichen Wartberg-Gruppe in die Wände des Steinkammergrabes von Züschen bei Lohne in Nordhessen eingemeißelt. Die Wartberg-Gruppe ist nach einem Berg in Nordhessen benannt, auf dem typische Keramikreste dieser Kulturstufe geborgen wurden, die einst außer in Teilen von Hessen auch in Nordrhein-Westfalen und Thüringen verbreitet war. Die Zweiradwagen auf dem Züschener Steinkammergrab wurden von abstrakt dargestellten Rinderpaaren gezogen.
Die ältesten Wagenreste der Schweiz haben ein Alter von etwa 4500 Jahren. Die im Bereich ehemaliger Seeufersiedlungen entdeckten Wagenreste lassen sich nicht immer eindeutig einer bestimmten Kultur zuordnen. Sicher ist jedoch, dass diese frühen Gefährte von Angehörigen der Rhone-Saone-Kultur zwischen etwa 2800 und 2400 v. Chr. und Menschen der Schnurkeramischen Kultur zwischen etwa 2800 und 2400 v. Chr. benutzt wurden. Der eindrucksvollste Fund gelang in der Seeufersiedlung Zürich-Dufour-Straße. Dort wurden beim Bau eines Pressehauses drei Scheibenräder aus Buchenholz geborgen, die entweder von einem vierrädrigen Wagen, dessen viertes Rad verloren ging, oder von zwei zweirädrigen Wagen stammen.
Die ältesten Wagenreste in Russland stammen aus der Zeit ab etwa 2500 v. Chr. Die Wagenteile wurden in südrussischen Gräbern entdeckt. Die Funde belegen, dass es in diesem Gebiet damals sowohl vier- als auch zweirädrige Wagen gab.
Der älteste Fund eines Wagenrades in Holland gelang in de Eese (Provinz Oberijssel). Das einteilige Scheibenrad mit einem Durchmesser von 92 Zentimetern dürfte um 2500 v. Chr. angefertigt worden sein. Die Richtung der Holzfasern belegt, dass solche Scheibenräder nicht als runde Scheiben von einem Baumstamm abgeschnitten wurden, sondern dass man das Scheibenrad in Längsrichtung aus einem dicken Eichenstamm herausarbeitete. Dies hatte den Vorteil, dass sich die Fasern längs der Abnutzung befanden und länger hielten.
Die ältesten Wagenmodelle in Indien und Pakistan sind von Töpfern der Industal-Kultur um 2500 v. Chr. aus Ton modelliert worden.
Die ersten Kampfwagen kamen um 2000 v. Chr. in Mesopotamien zum Einsatz. Sie rollten auf zwei Scheibenrädern und hatten einen Deichselbock, auf dem der Wagenlenker saß. Die Zugtiere wurden durch Brustriemen an der Jochdeichsel befestigt und durch Zügel und Nüsternringe gelenkt.
Die ersten leichten Streitwagen mit Speichenrädern wurden vor etwa 2000 v. Chr. benutzt. Das belegen Siegelabdrücke aus dieser Zeit in der altassyrischen Handelskolonie Kanesch in Anatolien. Sie zeigen erstmals solche von Pferden gezogene Streitwagen.
Die frühesten Darstellungen von Streitwagen in Griechenland kennt man aus den Schachtgräbern von Mykene um 1300 v. Chr. Sie zeigen Streitwagen mit zwei vierspeichigen Rädern. Solche Räder werden auch auf bronzezeitlichen Felszeichnungen in Norditalien und Skandinavien abgebildet.
Als die prächtigsten Radfunde Deutschlands aus der Eisenzeit gelten die zwei Bronzeräder von Hassloch (Kreis Bad Dürkheim) in Rheinland-Pfalz, die schon 1873 entdeckt wurden. Diese Räder mit einem Durchmesser von etwa einem halben Meter stammen aus der frühen Eisenzeit um 700 v. Chr., die im südlichen Mitteleuropa Hallstatt-Kultur genannt wird. Jedes der Räder hat fünf hohle Speichen. In den hohlen Felgen saßen ursprünglich Holzreifen, die einige Zentimeter über die Felgenkanten hinausragten. Die Hasslocher Räder gehörten vermutlich zu einem Kultwagen, der für religiöse Rituale benutzt wurde -vielleicht zu Prozessionen oder bei der Beerdigung bedeutender Persönlichkeiten.
Die ersten Drehkonstruktionen für die Vorderachse von Vierradwagen gab es in Mitteleuropa zu Beginn der Bronzezeit um 2000 v. Chr. zusammen mit Speichenrädern. Sie verbesserten die Wendigkeit der Fahrzeuge und machten sie lenkbar.
Die älteste Schlittenkufe hat man in Heinola in Finnland gefunden. Sie stammt von einem Schlitten, der in der Mittelsteinzeit um 6000 v. Chr. benutzt wurde.
Die ersten Reitpferde wurden nach Ansieht einiger Forscher um 4000 v. Chr. in der Ukraine von Angehörigen der Sredni-Stog-Kultur gehalten. Das schließt man aus den Abnutzungsspuren an den Backenzähnen eines Pferdes, dessen Skelettreste an einem Fundplatz dieser Kultur etwa 200 Kilometer südlich von Kiew entdeckt wurden. Die Abnutzungserscheinungen entsprechen denjenigen, die auch heute bei Reitpferden durch das Zaumzeug entstehen. In Siedlungen der Sredni-Stog-Kultur hat man relativ häufig Reste von Hauspferden geborgen.
Die ältesten Hinweise auf Reittiere in Deutschland sind mehr als 5000 Jahre alt. Hierzu gehören Geweihspitzen aus einem Grab der Trichterbecher-Kultur vor mehr als 3000 v. Chr. von Ostorf (Kreis Schwerin) in Mecklenburg, die von manchen Prähistorikern als Seitenstangen von Pferdetrensen betrachtet werden. Dass es um diese Zeit in manchen Siedlungen tatsächlich schon Hauspferde gab, belegen Funde von Pferderesten der Altheimer Kultur in Bayern (Altenerding, Kreis Erding, und Pestenacker, Kreis Landsberg). Die Altheimer Kultur existierte von etwa 3900 bis 3500 v. Chr. Bei diesen Pferderesten lässt sich jedoch nicht beweisen, dass es sich um Reittiere handelte. Reste von Hauspferden kennt man auch aus Siedlungen der Walternienburg-Bernburger Kultur in Sachsen-Anhalt und Thüringen. Diese Kultur behauptete sich vor etwa 3200 bis 2800 v. Chr.
Die frühesten Reitpferde in Spanien hat es vielleicht ab der Glockenbecher-Kultur vor mehr als 2200 v. Chr. gegeben. In einer Siedlung auf dem Cerro de la Virgen in der Provinz Granada enthielten die untersten Schichten keine Pferdeknochen, während solche gleichzeitig mit dem Auftreten der Glockenbecher häufig wurden. Die Glockenbecher-Kultur war gegen Ende der Jungsteinzeit von Portugal im Westen bis nach Ungarn im Osten sowie von Italien im Süden bis nach England im Norden vertreten.
Der erste Steigbügel für den großen Zeh wurde um 100 v. Chr. in Indien erfunden.
Die ältesten Radspuren in Deutschland kamen bei der Untersuchung eines Großsteingrabes der Trichterbecher-Kultur aus der Zeit vor mehr als 3000 v. Chr. in Flintbek (Kreis Rendsburg-Eckernförde) in Schleswig-Holstein zum Vorschein. Dort entdeckte der Ausgräber Dieter Stoltenberg die Fahrspuren der beiden Scheibenräder eines Karrens, mit dessen Hilfe der störende Lehm in der Baugrube des Großsteingrabes weggefahren wurde. Die Fahrspuren ließen sich über eine Strecke von etwa 20 Metern verfolgen. Sie endeten an einem von insgesamt vier Großsteingräbern, die von einer etwa 54 Meter langen und mehr als 18 Meter breiten Steineinfassung umgeben und durch einen Hügel bedeckt wurden. Die Eindrücke im Boden sind 5 Zentimeter breit und rechteckig geformt. Dem Abstand der beiden Fahrstreifen zufolge hatte der Karren eine Breite von etwa 1,20 Meter.
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